Hey, chill mal!

Veröffentlicht am 15. Nov. 2024

Titelbild von jplenio auf pixabay

„Hey, chill mal“, sagte mein Sohn zu mir. Chillen ist gar nicht so einfach, wenn man tagtäglich Unmengen Aufgaben erledigen soll. Dabei freundlich bleiben und im besten Fall noch jung und dynamisch wirken soll. Gut dabei auszusehen, wäre auch noch wichtig. Oder zumindest nicht total abgekämpft.

Viel Energie verpufft bei mir jeden Tag für den Umgang mit den elektronischen Geräten. Gefühlt sage ich 1000-Mal am Tag „Nein, jetzt gibt es das Tablet nicht“, „Nein, jetzt ist keine iphone-Zeit.“ Oder: „Was, du bist schon wieder am Gerät?“

Die elektronischen Medien – insbesondere natürlich Smartphone und Tablet –, sind bei uns Streitthema Nummer 1. Es ist eine Gratwanderung: Natürlich braucht es diese elektronischen Helfer im Alltag (ob es das Tablet schon in der Primarschule braucht, darüber kann man durchaus diskutieren). Es ist aber auch ein Fakt, dass immer mehr Menschen gestresst sind von Tablet, Smartphone und Smartwatch. Anderes kommt zu kurz: Sport, Spazieren, Musikhören oder -machen, Lesen, Freunde treffen, Kochen, in Ruhe essen.

Vieles wird in den Tag hineingepackt: Noch schnell einkaufen, noch schnell die Wäsche machen, noch schnell einen Anruf erledigen, noch schnell dies und noch schnell das … Ich habe selbst ein hohes Arbeitstempo. Langsame Menschen machen mich nervös. Die Uhr tickt. Dabei ist Langsamkeit etwas unglaublich Schönes. Sich auf eine Aufgabe oder eine Tätigkeit richtig einzulassen, macht zufrieden und entspannt. Und meistens ist das Ergebnis besser, als wenn es „schnell, schnell“ gemacht worden wäre.

Kürzlich an der Supermarkt-Kasse scannte ich den Strichcode mit meinem Smartphone. Es klappte gleich beim ersten Anlauf. Meistens tut es das nicht. Entweder ist das Handy zu nah oder zu weit weg oder der Winkel stimmt nicht. Die Kassiererin sagte zu mir: „Es ist extrem, wie schnell die Menschen nervös und ungeduldig werden, wenn das Scannen nicht gleich beim ersten Mal funktioniert.“ Sie sage dann immer, „einfach ruhig bleiben, sich konzentrieren und es nochmals probieren“.

Sich Zeit lassen. Warten können. Fähigkeiten, die immer mehr verloren gehen. Weil es schwierig ist, ruhig und gelassen zu bleiben. Besonders, wenn man viele Dinge erledigen möchte – und am besten alle gleichzeitig. Doch will man wirklich so durchs Leben stressen?

Ich denke an die Worte meines Sohnes: „Hey, chill mal.“ Das mache ich jetzt. Chillen. Dafür hat man immer Zeit, oder? Es macht glücklich und zufrieden.

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